Das Theater " Russische Bühne " in der Kurfürstenstraße in Berlin. Foto : Svetlana Reinwarth

Das " Düsseldorfer Blatt " hat das Berliner Theater " Russische Bühne" besucht  

Text: Svetlana Reinwarth

Foto: Svetlana Reinwarth

Veröffentlicht: am 08.02.2021

" Mögen Sie das Theater so, wie wir es mögen ? ",- fragen wir unsere Leser und laden Sie herzlich dazu ein, ein russisches Theater zu besuchen.  Dazu muss man nicht einmal nach Russland fahren, das  Theater befindet sich mitten in Berlin, ein paar Schritte vom Kurfürstendamm entfernt.  


Es ist kein Wunder, dass sich das Theater " Russische Bühne" gerade hier, nicht weit vom Berliner Bezirk Charlottenburg befindet. Vor 100 Jahren, kurz nach der Oktoberrevolution, haben hier 400 000 russische Emigranten Ihren Wohnsitz gefunden. Sie sind aus dem bolschewistischen hungrigen und  zerstörten Russland  emigriert und Berlin ist zu ihrer 2. Heimat geworden.


Der Bezirk Charlottenburg hat einen neuen Namen-Charlottengrad ( nach Petrograd ) erhalten, Kurfürstendamm wurde zum NEPSKI PROSPEKT           

( nach Newski-Prospekt) umbenannt und die Busse, die hier rumgefahren sind, nannte man Russenschaukel. 

Der Berliner Bezirk Charlottenburg. Foto : Svetlana Reinwarth

Hier haben russische Dichter, Schriftsteller, Verleger, Musiker, Künstler gelebt: Marina Zwetaewa, Wladimir Nabokow, Ilja Erenburg, Wladislaw Hodassewitsch und Andrei Belyi. Nicht weit von hier, im Literaturcafe " Leon " am Nollendorfplatz haben Wladimir Majakowskij und Sergei Essenin ihre Gedichte vorgetragen. Das bekannte Kabarett-Theater " Der blaue Vogel" unter der  Leitung von Jascha Juschnyi war nicht nur beim russischen Publikum, sondern auch bei Deutschen sehr beliebt. Der deutsche Journalist und Schriftsteller Kurt Tucholsky sowie die Dichterin Else Lasker-Schüler waren hier Stammgäste.   

In diesem Haus auf der Bülow-Strasse 1 befand sich in den 20-er Jahren das literarische Cafe

" Leon"

Künstlerische Leiterin, Regisseurin, Bühnen- und Kostümbildnerin Inna Sokolova-Gordon hat unsere Redaktion zum Gespräch eingeladen. Sie hat in der Moskauer Universität für Kultur und Künste Regie studiert und eröffnete 2006 zusammen mit ihrem Ehemann Ilja Gordon das Theater " Russische Bühne ".


Wir trafen uns im Theater bei der Generalprobe eines neuen Theaterstücks. Die Kulturschaffenden haben es zur Zeit, aufgrund der Corona-Pandemie , nicht einfach in Deutschland. " Ungeachtet der schweren Zeiten setzen wir unsere Arbeit fort und machen Proben im Internet oder treffen uns in kleinen Gruppen, was erlaubt ist ",- sagte uns die Regisseuerin. " Wir arbeiten momentan gleich an 2 Theaterstücken: das eine ist " der Kirschgarten" von Anton Tschechow und das andere- das Werk von Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen

„ Lebensbeschreibung der Erzbetrügerin und Landstörzerin Courage “. Es wurde 1669 geschrieben und erzählt über das Frauenschicksal in der Zeit des 30-jährigen Krieges ". Später wurde dieses Stück von Bertolt Brecht für seine

" Mutter Courage " umgearbeitet.  

Künstlerische Leiterin und Regisseurin des Theaters " Russische Bühne " Inna Sokolova-Gordon. Foto aus dem Archiv des Theaters.

Inna Sokolova-Gordon: " Unser Theater gibt es schon seit 15 Jahren. Wir bieten dem Publikum Theaterstücke auf Russisch und Deutsch an.

" Russische Bühne " unterscheidet sich vom deutschen Theater dadurch, dass wir kein Projekt-Theater, sondern ein Repertoire-Theater haben. Das bedeutet: wir haben einen festen Spielplan und feste Theaterstücke, wir arbeiten nach allen Gesetzen der russischen Theaterschule. Der Zuschauerraum ist relativ klein, wir haben bloß 50 Sitzplätze. Aber gerade solche kleine Zimmertheater bieten einen besonderen Reiz an ".


Svetlana Reinwarth: " Schade, dass wir erst vor kurzem von Ihnen  erfahren haben und noch nicht bei Ihren Vorführungen waren. Wir haben aber vor,  nach der Quarantäne alles nachzuholen und Ihre Premiere zu besuchen."


Inna Sokolova-Gordon: " Sie sind immer herzlich willkommen. Wir sind das einzige russische professionelle Theater in Deutschland. Die meisten Schauspieler bei uns sind Profis und haben Theaterkunst studiert. Wir haben aber auch viele Amateure, die ganz gerne bei uns tätig sind. Unser Theater existiert wie ein Verein, eine internationale künstlerische Initiative. Leider können sich die Künstler hier keine goldene Nase verdienen. Hier arbeiten Leute, die das Theater mögen und der Kunst dienen."


Zu unserem Gespräch schloss sich der Eheman von Frau Sokolova-Gordon, Ilja Gordon, der Direktor des Theaters an. 


Ilja Gordon : " Ich möchte nur erwähnen, dass wir auch sehr gerne Gastspiele machen oder zu Theaterfestivals reisen. Leider sind die Reisemöglichkeiten jetzt begrenzt, aber früher waren wir z.B. in den  arabischen Emiraten, in Mazedonien, in Bulgarien, in Indien, mehrmals in Russland, in vielen ehemaligen Sowjetrepubliken. Wir haben öfters Grand Prix bekommen und sind sehr stolz drauf."

Theaterdirektor Ilja Gordon. Foto aus dem Archiv des Theaters.

Inna Sokolova-Gordon: " Das Theater soll sich bewegen und weiterentwickeln."


Svetlana Reinwarth : " Für unsere deutschen Leser wäre auch interessant zu wissen, ob Sie auch Theaterstücke auf Deutsch anbieten? "


Inna Sokolova-Gordon: " Ja, natürlich. Wir haben " die jüdische Frau"  von Brecht auf Deutsch, sowie " die Möwe" von Anton Tschechow. Wir haben auch vor, daran weiter zu arbeiten, dass auch unsere deutschsprachigen Zuschauer  ihren Spaß bei uns  hätten."  


Svetlana Reinwarth: " Was kann man bei Ihnen nach der Quarantäne anschauen? Welche Premieren kann man besuchen? " 


Inna Sokolova-Gordon: Grimmelshausen, was Sie heute auf der Generalprobe gesehen haben und " der Kirschgarten"  von Tschechow, was immer aktuell bleibt. 


Svetlana Reinwarth: " Wir bedanken uns, Frau Sokolova-Gordon, für ein interessantes Gespräch und hoffen sehr, dass wir uns auf der Premiere wieder treffen." 


Inna Sokolova-Gordon: " Bitte sehr und den Lesern des Düsseldorfer Blattes viel Spaß. Bleiben Sie gesund!".